Augsburg / 21.2.2004
Rückwärtslaufen hat sich in vielen Sportarten als Aufwärm- und
Trainingsmittel bewährt. Diese ungewöhnliche Bewegungsart wirkt äußerst
positiv und intensiv auf unseren Körper. Besonders der
Gleichgewichtssinn und das Körperbewusstsein werden geschult, was den
Laufstil verbessert und Verletzungen vorbeugt. Wettkämpfe im
Rückwärtsgang sind noch eine ausgesprochene Rarität. Gerade mal 21
Rennen in neun Ländern der Welt zählte man im Vorjahr. Der erste
deutsche Rückwärtslauf fand im Jahre 2000 in Augsburg statt. Das
jährliche Rennen auf dem abgesperrten Parkplatz der Sportanlage Süd ist
kein Scherz, auch wenn die Veranstaltung immer am Faschingssamstag
stattfindet und einige Teilnehmer maskiert an den Start gehen. Seit
drei Jahren werden hier die deutschen Meister im Rückwärtslaufen
ermittelt. Die bayerisch-schwäbische Metropole entwickelte sich so zu
einer Hochburg des Retro- oder Backward-Running.
Bei der diesjährigen Auflage des Augsburger Rückwärtslaufes verbesserte Thomas Dold aus dem Schwarzwald seinen eigenen Weltrekord um eine Sekunde. 3 Minuten und 35 Sekunden brauchte der 19-jährige Athlet vom SV Steinach für die 1.000 Meter auf der Straße. Thomas Dold, der auch im Berglauf international erfolgreich ist, verteidigte mehr als souverän seinen deutschen Meistertitel. Auch sein Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde wird so um eine Sekunde verbessert. Vizemeister wurde Roland Wegner mit 4:03 Minuten. Der Sprinter im Trikot des LAC Quelle Fürth gilt als bester bayerisch-schwäbischer "Vorwärtsläufer" über die Stadionrunde von 400 Metern. Susanne Müller vom oberbayerischen TSV Ismaning holte in 5:30 Minuten den Frauentitel. Als bester Augsburger Retro-Runner kam Viktor Winter von der TG Viktoria Augsburg nach 4:46 Minuten als achter Mann ins Ziel.
48 Athleten beteiligten sich diesmal an dem ungewöhnlichen Rennen. Nur im New Yorker Centralpark gingen bisher mehr Rückwärtsläufer an den Start. Die Veranstalter von der TG Viktoria Augsburg und der Initiator Thomas Siegmund haben auch heuer alle Einnahmen für einen guten Zweck gestiftet. Die "TGVA" mit ihrem Leichtathletik-Abteilungsleiter Hermann Böving, der seit 45 Jahren ohne Unterbrechung im Amt ist, gilt als Vorreiter für ungewöhnliche Laufwettbewerbe. Die Fuggerstädter waren zum Beispiel einer der ersten deutschen Veranstalter von Treppenrennen und Frauenläufen. Weltweite Informationen zum Thema Rückwärtslaufen bietet in englischer Sprache die Adresse www.backward-running-backward.com. Die Betreiber dieser Homepage, ein französisches Ehepaar, arbeiten intensiv an der Erfüllung ihres Traumes: Rückwärtslaufen als olympische Disziplin.
Thomas Siegmund, der Augsburger Retro-Running-Fachmann empfiehlt allen Ausdauersportlern, auch wenn sie nicht vorhaben, an einem verkehrten Rennen teilzunehmen: "Lockern sie ihren Dauerlauf ab und zu mit einigen hundert Metern im Rückwärtsgang auf. Sie werden bald beim normalen Laufen unheimlich davon profitieren!" Wer Lust auf einen Wettkampf bekommt: Heuer finden Rückwärtsläufe nach dem Augsburger Vorbild im oberbayerischen Ismaning über 1.000 Meter (Stadion) am 17. Juli, im württembergischen Meßkirch über eine Meile (Straße) am 18. Juli und in Hamburg über etwa zwei Kilometer (Park) am 17. Oktober statt.
Deutsche Meisterschaften im Rückwärtslauf über 1000
Meter
Männer:
1. Thomas Dold (SV Steinach) 3:35 Minuten
2. Roland Wegner (LAC Quelle Fürth) 4:03 Minuten
3. Wolfgang Laurien (LG Zusam) 4:06 Minuten
4. Wolfgang Kraus (LG Donau-Brenz) 4:10 Minuten
5. Andreas Seitel (SV Schlingen) 4:17 Minuten
Frauen:
1. Susanne Müller (TSV Ismaning) 5:30 Minuten
2. Stefanie Menter (TG Viktoria Augsburg) 5:34 Minuten
3. Mary Eibelsgruber (TV Altötting) 5:39 Minuten
Ergebnisse im Internet unter www.tgva.de