Die Laufband-Weltrekorde von Antonio Scaldavilla im Book of
Alternative Records
Die Meldung, dass Antonio Scaldavilla auf dem Laufband in 7 Tagen
mehr als 1000 Kilometer zurückgelegt haben soll, sorgte vor
einigen Monaten für erhebliche Diskussionen unter den
Ultraläufern, nachzulesen u.a. im Streakrunner-Forum
und bei Achim
Achilles.
Zweifel angesichts einer Meldung über eine so extrem starke
Leistung von einem Läufer, von dem sich in den
Ultramarathon-Ergebnisdatenbanken kaum Resultate finden, sind
nachvollziehbar und berechtigt.
Als Redakteur des Rekordbuchs "Book of Alternative
Records", das sich der Pflege ungewöhnlicher
Rekordstatistiken verschrieben hat, sehe ich es als meine
Verpflichtung an, eine jede Rekordmeldung genau zu prüfen. An
Erfahrung mit der Materie mangelt es mir nicht: Seit Jahren pflege
ich online die Liste der Laufband-Weltrekorde, und zu zahlreichen
Rekorden (so auch zu den vorherigen 1000 km-Leistungen) liegen mir
die Original-Dokumentationen vor. Wir legen Wert auf
größte Exaktheit bei Einträgen im "Book of
Alternative Records", und nicht von ungefähr haben wir in der
Vergangenheit auch den einen oder anderen Laufbandrekord abgelehnt,
der von der Firma Guinness World Records für deren Rekordbuch
anerkannt wurde (Streitpunkt war hier übrigens das Anfassen am
Geländer des Laufbandes über einen längeren
Zeitraum).
So erbat ich auch von Herrn Scaldavilla eine Dokumentation zum
Rekord. Deren Prüfung dauerte ungewöhnlich lange,
schließlich will man sich bei einer solch so
spektakulären wie kontrovers diskutierten Leistung absolut
sicher sein. Schließlich kam ich zu der Überzeugung, dass
die Rekorde von 1062,9 im in 168 Stunden sowie von 1000 km in 6
Tagen 7:38 Stunden regelkonform aufgestellt wurden.
Hier einige Hinweise zu den Umständen des Rekords:
- Der Rekordversuch fand öffentlich statt und war zuvor
angekündigt. An die Adresse der Zweifler ging während
des Versuchs die ausdrückliche
Einladung, vorbeizukommen und sich vom korrekten Ablauf zu
überzeugen.
- Das Laufband wurde von der Firma Milon Industries zur
Verfügung gestellt, die auch eine Eichung vornahm. Das
Eichprotokoll liegt vor. Aus den Angaben im Eichprotokoll
ergeben sich kleine Korrekturen der Rekordleistungen
gegenüber den zuvor in der Presse gemeldeten Rekordwerten,
aber diese Abweichungen sind geringfügig.
- Beim Lauf war eine Steigung von 1,5 % eingestellt. Das
Laufband verfügte über keine Haltegriffe an den
Seiten, so dass das bei anderen Rekordversuchen zu kritisierende
Festhalten an den Griffen nicht in Frage kam.
- Mir liegt eine Unterschriftenliste von Zeugen vor, die den
Rekord begleiteten. Wie bei solchen Versuchen gefordert, waren
zu jedem Zeitpunkt zwei der Zeugen vor Ort. Durch telefonische
Nachfrage bei zwei der Zeugen (Mitarbeiter der
Arcus-Sportklinik, die neben der Beurkundung des Rekords
allerdings noch ihrer normalen Tagestätigkeit nachgingen
und somit das Laufband nicht ständig überwachten) habe
ich mich davon überzeugen können, dass der Ablauf
tatsächlich wie im Protokoll beschrieben war.
- Weiterhin telefonierte ich mit Herrn Fritz Sander, der als
zwölffacher Starter in Biel und Ausrichter u.a. der
Deutschen Halbmarathon-Meisterschaft in der
Ultraläufer-Szene ohne Zweifel anerkannt ist. Er war
während des Laufes mehrfach vor Ort, lief zum Teil auf
einem zweiten Laufband mit und konnte insbesondere auf Nachfrage
bestätigen, dass das Laufband selbstverständlich
ausgeschaltet war, wenn Herr Scaldavilla etwa wegen einer
Massage nicht lief.
- Es liegt ein Protokoll über die stündlichen
Kilometerleistungen vor. Gegenüber anderen
Laufband-Rekorden über einen so langen Zeitraum zeichnen
diese sich vor allem durch deutlich geringere Pausenzeiten aus.
(siehe auch "Gegenrede von Andy Milroy")
- Zu nicht vorhandenen Einträgen in den
Ultramarathon-Statistiken zum Namen Antonio Scaldavilla gab Herr
Scaldavilla persönliche Gründe an. Ob und wie er damit
an die Öffentlichkeit tritt, muss ihm selbst
überlassen werden. Überzeugt habe ich mich jedenfalls
(durch telefonische Nachfrage beim Veranstalter) von den in der
Vorbereitung in einem Sportstudio absolvierten 600
Laufband-Kilometern. Da diese im Rahmen eines
Laufband-Wettbewerbs erzielt wurden, war die Leistung gut
dokumentiert.
Ein Wort noch in Richtung DUV: Hier war man mit einer negativen
Stellungnahme
zum Rekord schnell bei der Hand. Obwohl bei solchen Meldungen
(die im übrigen von der Presse auch gerne einmal ein wenig
verdreht wiedergegeben werden) Skepsis grundsätzlich berechtigt
ist, sollte es ein Gebot der sportlichen Fairness sein, sich mit dem
Sportler in Verbindung zu setzen und nach Informationen zu erfragen,
ehe man die Leistung als "dubios und fragwürdig" hinstellt.
Insbesondere, wenn man als Verband der deutschen Ultraläufer
spricht. Leider ist dies nicht geschehen.
Es bleibt als Ergebnis ein Resultat, das auf jeden Fall Staunen
hervorruft. Es ist sportlich sehr zu hoffen, dass Antonio
Scaldavilla schon bald mit Resultaten bei Ultrawettkämpfen die
Zweifler überzeugt.
Ralf Laue
Redaktion "Book of
Alternative Records"
Gegenrede von Andy Milroy
Die Zweifler sollen selbstverständlich auch zu Wort kommen -
hier die Analyse von Andy Milroy, der als einer der weltweit
führenden Ultramarathon-Statistiker gilt:
There are numerous anomalies when compared with the lap charts for
any other multiday performance we have seen. That includes modern
day performers and nineteenth century pedestrian 6 Day races. We
have been studying such lapsheets for close on 30 years.
This treadmill distance of 1101.5 over 7 days requires an
average of 157.357 km per 24 hours.
First it is very unusual - unique - for a runner just
beginning such a run to drop to a walk, indeed a slow walk after
just three hours of running. 10km 10, 20.1 10.1,
31.1 11, 34.8 3.7, 38.4
3.6, 42.4 4, 53.1 8.7, 58.86
5.76, 58.86 0, 61.3 2.44,
66.2 4.9 70.96 4.76
Successful ultra running is about being able to sustain
a pace over hours - when one studies Yiannis Kouros' lap
sheets for example and suddenly there is an apparent increase or
decrease in lap times, we have discovered that there has been a lap
recording error. His pace is like clockwork.
When Don Ritchie was being recorded in a 24 hour race, his lap
recorder set his wrist watch alarm to go off after a set time - I
think around 2 minutes. This enabled him to look up, record
Ritchie's time and then carry on with other work. To achieve
such a performance a runner has to be capable of running even pace
for hour after hour after hour.
Biomechanically it is inefficient to run hard for three hours
and then rest for two. When top 10 000 metre runners are
aiming for 28 minutes or even 27 minutes, they do not sprint
and do a couple of 60 second laps every so often and then jog for a
couple of minutes afterwards.
His averages per 24 hours in comparision with an average of 157.357
km were +13.44, - 21.652, +8.043, + 22.943, +2.94, -2.757 and -
22.957. this is + - + + + - -. It is very strange,
suddenly he has good day 3,4 and 5 off a poor start and then a bad
finish. Where did day four suddenly come from? It just
doesn't make rational sense. Day 4 is a real problem. He ran
180.3 km in less than 17 hours - after running for three days
already. It is equivalent to running close to 15 hours for 100 miles
and then continuing to run a further 20 km at the same pace.
Here is the breakdown of distance covered each hour.
10 10
20.1 10.1
31.1 11
34.8 3.7
38.4 3.6
42.4 4
53.1 8.7
58.86 5.76
58.86 0
61.3 2.44
66.2 4.9
70.96 4.76
83.56 12.6
95.96 12.4
95.96 0
95.96 0
106.97 4.1
120.1 13.13
132.5 12.4
144.6 12.1
153.4 8.8
164.7 11.3
167 2.3
170.8 3.8 24 hours
181.7 10.9
181.7 0
181.7 0
181.7 0
189.6 7.9
198.3 7.7
198.3 0
207 7.7
217.1 10.1
217.1 0
228.3 11.2
228.3 0
228.3 0
236.7 8.4
248.1 11.4
260.3 12.2
271.6 11.6
284.9 13.3
284.9 0
295.3 10.4
306.5 10.2
306.5 0
306.5 0
306.5 0 48 hours
306.5 0
320.9 14.4
320.9 0
329.8 8.9
340.1 10.3
344.2 4.1
348.5 4.3
360.1 11.6
271.1 11
383.4 12.3
394.5 11,1
406.6 12.1
406.6 0
406.6 0
418.8 12.2
431.0 12.2
443.2 12.2
453.3 10.1
462.8 9.5
471.3 8.5
471.9 0.6
471.9 0
471.9 0
471.9
0
72 hours [165.4km]
491.5 19.6 481.5? 10.6
492.6 1,1 or 11.1
501.6 9
501.6 0
512.8 11.2
517.3 4.5
525.3 8
537.1 11.8
548.3 11.2
548.3 0
560.3 2
571.5 11.2
571.5 0
571.5 0
582.7 1.2
592.3 9.6
605.1 12.8
617.3 12.2
617.3 0
617.3 0
623.5 6.2 629.5 12.2
641.1 17.6 or 11.6
641.1 0
652.2 11.1 96 hours 180.3km
662.5 10.3
668.9 6.4
680.1 11.2
680.1 0
680.1 0
688.5 8.4
698.7 10.2
698.7 0
710.8 12.1
722.9 12.1
734.2 11.3
745.1 10.9
757.3 12.2
757.3 0
757.3 0
757.3 0
767.4 10.1
777.5 10.1
781 3.5
781 0
792.2 11.1
792.2 0
801.7 9.5
812.5 10.8 120 hours 160.3km
823.7 0
823.7 0
823.7 0
834.8 7.1
845.9 11.1
857.2 11.3
857.2 0
857.2 0
868.3 11.1
868.3 0
878.5 10.2
889.8 11.3
899.8 10
903.7 3.9
914.3 10.6
924.5 10.2
924.5 0
934.9 10.4
934.9 0
945.7 11.8
956.3 10.6
956.3 0
956.3 0
967.1 10.8 144 hours 154.6 km
977.2 10.1
887.2 10
888 0.8
1000 12
1010.7 10.7
1020.3 9.6
1030.9 10.6
1041 10.1
1050 9
1050.3 0.3
1060.3 10
1068 7.7
1079 11
1079 0
1079 0
1079 0
1090 11
1101 11
1101 0
1101 0
1101 0
1101 0
1101 0
1101.5 0
168 hours 134.4 km
In isolation these hour sheets raise many concerns. When taken
into account along with his
1117.6 km in 6 days on a horse track in Carovigno Italy -
where there is reported no race track,
where the reputed opponents are unknown because they ran under false
names(?) his credibility
is such that recognition of the 7 day treadmill record reflects on
other marks you have ratified.
info@recordholders.org.
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